Montag, 30. März 2009

Kinder wie die Zeit vergeht...

So, schon wieder eine Woche um, und auch wenn es ein bissi bloed klingt, aber langsam wird's hier herunten mein Programm ganz schoen dicht. Viel Zeit hab ich ja nicht mehr in Neuseeland, und es gaeb noch so unheimlich viel zum Anschauen und Machen, allein es fehlt die Zeit. Neuseeland ist ja in dem Sinn ein riesengrosser, natuerlicher Adventurepark. Aber gut, was hat sich in der letzten Woche so getan:

Bin nach Picton gefahren um dort mit einer Faehre nach Wellington zu gelangen. Eigentlich wenig spektakulaer, so eine Ueberfahrt, wenn sich da nicht Folgendes ereignet haette:
Ich begeb mich an das Heck der Faehre um im Freien etwas in der Sonne zu sitzen (wie wenn ich sonst nicht genug Sonne haette, hehe) und frag ein aelters Ehepaar ob ich neben ihnen Platz nehmen kann. Ich darf. Faehre faehrt los, ich les ein wenig. Die Sonne wird zu grell, leg das Buch weg und werf meinen Ipod an. Mitten auf der Cook Strait (so heisst das Meer zwischen den beiden Inseln, ich muetzel so dahin, da faellt der Kopf des Herrn, der die ganze Zeit neben mir sass, mit aufgesetzter Kappe auf meine Schulter. Ich denk mir der macht einen Scherz und spielt muede oder so, seine Frau war auch nicht da, hab ich mir gedacht "dem ist langweilig". Nach ein paar Sekunden dann, als die Aktion zu lange fuer einen Scherz gedauert hat, hab ich zu ihm gesagt: "Hey man, everything all right?" Hab mich nach vorne gelassen um ihn ins Gesicht zu sehen, als er mir fast voellig rueber gekippt waere. Hab ihn gerade noch aufgefangen, hab ihn in die offenen Augen gesehen, die weiter unbeirrt auf den Boden starrten. (Ich weiss, eigentlich heisst das Deck bei einem Schiff, aber es war ja auch eine Faehre, also zurueck zum Geschehen).
Hab dann an seinem Handgelenk getastet, ob noch ein Puls da ist. Und der war da. Deutlich und regelmaessig. Erleichterung pur!
Hab ihn dann leicht bei der Schulter geruettelt, gerufen "All right?" Keine Antwort. Hab dann mit zwei Fingern im Mund laut gepfiffen, sodass ein juengeres Couple aufmerksam wurde und rueber kam. Hab sie mal gebeten beim staff nach einem Arzt oder so zu fragen. Sie hat sich auf den Weg gemacht, er hat sich auf die andere Seite der Bank gesetzt. Hab ihm noch mal in die Augen geschaut, Pupillen waren gleich klein, aelterer Herr bei Sonne und Wellengang, Schweiss auf der Stirn, Puls gut und regelmaessig fuehlbar, keine Reaktion auf Ansprechen und Beruehren. Diagnose fuer mich als Sanitaeter sonnenklar: "Ich haett Medizin studieren sollen, ich hab naemlich keine Ahnung was der hat!!!!!"

Hab dann zu dem Burschen gemeint, wir sollten ihn aus der Sonne bekommen, und wie ich ihm noch erklaere, was er tun soll, merk ich, dass der aeltere Herr geblinzelt hat. Und jetzt kommt der Fauxpass, und darum liebe Mitleser und Mitleserinnen meiner Rotkreuzdienststelle bitte die naechsten Zeilen ueberspringen, danke, ich hab ihn im Gesicht getaetschelt, dabei macht man das ja nicht! (Scherzreiz am Handruecken, weiss doch ein jeder!!! Hagotts, ich mach dafuer eine Pflichtschulung extra, okay?). Darauf hin hat er mich aber angeblickt. Ich wieder "Hey man, what are you doin'?" (Bloede Frage eigentlich von mir im Nachhinein, seine Antwort war naemlich treffender) "Nothing". In dem Moment ist dann auch schon eine juengere Frau gekommen, eine schottische Krankenschwester im Urlaub, wie sich herausstellte) Ich hab ihr kurz geschildert was war, dann hat sie mit ihm geredet, hat ein bisschen gedauert bis er gesagt hat wie er heisst. Er weiss aber nicht was war, kann sich nicht erinnern seinen Kopf auf meine Schulter gelegt zu haben. Langsam hat er sich wieder voellig gefangen, geplaudert wie eh und je, und wollte wissen, was leicht war, weil auf einmal die ganzen Leute um ihn herum standen. Dann ist auch seine Frau wieder gekommen mit einem Sandwich und was zu Trinken in der Hand, haben ihr kurz geschildert was war, waehrend er sich auf die Mitbrinsel gestuertzt hat. Die Schottin und ich haben noch gemeint, dass es vielleich besser ist, wenn er sich in den Schatten setzt, was er dann auch gemacht hat. Als dann eigentlich wieder "everthing allright!" war, hat er wieder mit seiner Frau gescherzt und Fotos geschossen, aber aus den Augen hab ich ihn bis zum Schluss nicht gelassen. Da ist er aber eh schon wieder froehlich herumspaziert und hat sich noch mal bedankt, der Steven aus Wales.


So, was gab' sonst noch. Ach ja, ich hatte das Glueck und wurde von Jussa & Family gehostet. Jussa ist halb Oesterreicher halb Finne, wohnt mit seinen Eltern in New Plymouth, hat in dem Haus eindeutig die (Windel-)Hosen an und gibt somit auch den Ton an. Gottseidank hat er Gefallen an meinem Erscheinen gefunden und ich durfte somit drei Tage bei ihm wohnen und ein wenig neuseelaendische Wohnkultur kennen lernen. (Witzig, Maori duerfen chirugisch entfernte Koerperteile mit nach Hause nehmen um sie dort zu verbrennen... hat mir Mama Sanni erzaehlt, die ist Aerztin in einem Krankenhaus) Und Papa Paul hat mir erzaehlt, dass an den Wochenenden Jugendbanden in die Stadt ziehen und dabei geparkten Autos die Scheiben einschlagen und Rueckspiegel abrechen. Weniger witzig.)

Hier einmal ein Foto von Big Boss Jussa und seinen Supereltern.


Und die Welt ist klein. Irgendwie sind wir drauf gekommen, dass Sanni einen ehemaligen Heimkollegen aus Norwegen kennt, naemlich Asmund, weil sie zusammen einen Deutschkurs gemacht haben. Und Rebecca, eine Grazerin, die nach New Plymouth ausgewandert ist, kennt Karin S. und Nina T. von einem Auslandssemester in Frankreich. Die beiden sind aus meinem heimatlichen Nachbarort und gingen (wenn auch zwei Klassen ueber mir) in die gleiche Schule. Kleine Welt, oder?

An dieser Stelle auch noch ein grosses Danke an Paul und Sanni!


Ich hab die Zeit in Plymouth mal genutzt zum Bodyboarden, das ist die Miniform vom Surfboarden, und am naechsten Tag hab ich mich auf den Mount Taranaki vulgo grosser Vulkan gemacht.



Das war vielleicht eine Schinderei da rauf, Aufstieg bis zum Geroellfeld, dann eine Sysiphusarbeit da durch... einen Schritt vorwaerts, zwei retour... gefolgt von einer Kletterpartie ueber schroffe kantige Felsen ueber ein Schneefeld im Krater noch mal ganz rauf zum Gipfel. Drei Deutsche sind mir entgegen gekommen, die haben aufgegeben. Hehe. Solche Luschen! Oben hab ich mir gedacht, eigentlich bin ich der Esel. Schinde mich hier durch Wolkenfelder steil bergauf, eiskalt, windig, und die Aussicht leider wettertechnisch begrenzt. Schade. Aber geil war's trotzdem.



Unten dann am Fusse des Vulkans beim carpark mit einem Schweizer Paerchen abend gegessen und gequatscht (die wollten am naechsten Tag rauf), er ist Geschichte- und Erdkundelehrer. Sachen gibt's.

Nach New Plymouth bin ich dann weiter zu den Waitomo-Caves. Hab dort leicht touristisch eine Tour gemacht in die Glowworm Caves. Das ist eine Hoehle, wo jede Menge Gluehwuermchen wohnen. Und die machen so klebrige Faeden von der Decke und leuchten, damit kleinere Muecken angelockt werden vom Licht und haengen bleiben. Hab mich mir angesehen. Da man aber kein Foto machen darf, hab ich mir eines aus dem Netz geliehen, und das Ganze sieht dann in etwas so aus: (ohne dem roten Felsen oder was das ist)




Die letzten beide Tage war ich jetzt noch auf der Coromandel-Halbinsel, hab dort eine alte Goldmine besichtigt, einem Habicht in freier Wildbahn beim Verspachteln eines Igels beobachtet (oder er mich), am Strand herumgelunzt, Kiwiplantagen besichtigt und vom Besitzer eingelullt wie arm er nicht ist, weil das Geschaeft immer schlechter laeuft (also esst mehr Kiwis - die Frucht, nicht die Voegel. Die Voegel sind uebrigens sehr scheu und nur Nachts aktiv. Also besichtigen nur im Museum, in freier Wildbahn ist so wie bei uns nachts raussetzen und auf einen Marder warten), und Gegend geschaut,...





Dann gibt es dort so Hot Spots, wo von zwei Km Tiefe Siliciumcarbon-irgendwas heraufgedrueckt wird und das Grundwasser auf 60 bis 65 Grad Celsius erwaermt, besser erhitzt. Und wenn man an diesen Stellen ein wenig pudelt, stosst man auf dieses warme bzw. heisse Wasser und macht es sich dann in seiner Grube gemuetlich. Oink!



So, das war's. Wie ihr seht, mir geht's pipifeinst. Liebe Gruesse, brav bleiben, und den einen oder die andere sehe ich ja eh morgen um 11 in Sydney, oder? ;o

2 Kommentare:

  1. der Jussa sieht ja süß aus. aber... hm... du kannst nicht so einen langen Text schreiben UND DAS OUTFIT VON JUSSAS ELTERN UNKOMMENTIERT LASSEN?!?!?!

    lg von da Trix, die dringend Aufmerksamkeit vom Kiwo braucht (!!) und sich freuen würd, wenn er ihre Kommentare kommentiert. oder ihr schreibt.

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  2. bin assolutamente sprachlos :) wow....

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